Ein Lkw fährt auf einer Bundesstraße, im Hintergrund ein blühendes Rapsfeld, vorn ein grünes Feld
25.04.2023 | Olaf Thiel

Die sechs Finalisten des Eco Performance Award 2023

Der Eco Performance Award (EPA) 2023 wird am 8. Mai 2023 im Rahmen einer Preisverleihung in München vergeben.

Einen Tag später werden die diesjährigen Gewinner und ihre Konzepte auf dem Messestand der Transporeon auf der transport logistic der Öffentlichkeit präsentiert.

Wir stellen die sechs Finalisten und ihre Projekte vor, mit denen sie ins Rennen um den Eco Performance Award gegangen sind.

Krummen Kerzers und Bächle Logistics sind Finalisten in der Kategorie Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)

E-Lkw von Krummen Kerzers auf einer von Palmen gesäumten Straße

Auf dem Weg zum Weltrekord: über 3.000 km legte Krummen Kerzers‘ E-Lkw zwischen Zürich und Valencia zurück, Ersparnis: rund 3 Tonnen CO2

Beim Schweizer Logistikdienstleister Krummen Kerzers liegt der Fokus auf dem nationalen und internationalen temperaturgeführten Transport von Food- und Pharmaprodukten. Das Unternehmen überzeugt die EPA-Jury durch seine seit Jahren konsequent vorangetriebene Nachhaltigkeitsstrategie. Krummen Kerzers ist das einzige Schweizer Transportunternehmen, das sich verbindlich dem 1,5°C-Ziel der Science Based Targets Initiative angeschlossen hat. Konkret bedeutet das, den CO₂e-Ausstoß von 2019 bis zum Jahr 2030 um 46 Prozent zu reduzieren.

Um den abgeleiteten Absenkpfad für das Unternehmen mittelfristig bis 2030 und langfristig bis 2050 zu erreichen, steckt der Logistikdienstleister die jährlichen Investitionen zum größten Teil in die Dekarbonisierung der Flotte und den Aufbau einer eigenen Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge. Die Initiativen zahlen sich zunehmend aus: Durch den wachsenden Anteil emissionsarmer und emissionsfreier Lkw sinken die stellplatzbezogenen Transportemissionen seit Jahren kontinuierlich. Bis Ende 2023 wird das Unternehmen 18 vollelektrische Zugmaschinen und Lkw in Betrieb haben und damit knapp 30 Prozent der Fahrleistung ohne Diesel zurücklegen.

Wasserstoffbetreiebene Lkw von der Firma Bächle

Bächle setzt auf alternative Antriebe und die dafür benötigte Infrastruktur

Der schwäbische Logistikdienstleister Bächle Logistics hat den Klimaschutz in seinen Unternehmenszielen verankert. Als Partner des Klimabündnisses Baden-Württemberg geht Bächle seit 2022 die Verpflichtung ein, die betrieblichen Aktivitäten bis 2030 klimaneutral zu gestalten. Hierfür setzt sich das Unternehmen das Ziel, auf dem Weg zur Klimaneutralität die eigenen CO2-Emissionen bis 2032 um mindestens 2.300 Tonnen gegenüber dem Basisjahr 2020 zu reduzieren. Dies entspricht einer Treibhausgasminderung von 46 Prozent.

In den nächsten drei bis vier Jahren sollen bei Bächle Logistics 50 Prozent der Diesel-Lkw durch Lkw mit alternativen Antrieben ersetzt werden. Neben den bereits genehmigten Förderanträgen für E- und Wasserstoff-Lkw ist für Bächle der Auf- und Ausbau der passenden Infrastruktur entscheidend. Um die Anforderungen zu erfüllen, plant Bächle Logistics den Aufbau von Photovoltaik-Anlagen mit einer Nennleistung von acht bis zehn Megawatt Peak (MWp). So kann das Unternehmen die benötigte Energiemenge nachhaltig und möglichst eigenständig bereitstellen. Die Initiative für den Ausbau einer Wasserstofftankstelle am eigenen Firmensitz in Villingen-Schwenningen ergänzt die Infrastruktur für alternative Antriebe.

Bei den Großunternehmen überzeugen Transgourmet Deutschland und die Seifert Logistics Group

Ein Lkw von Transgourmet auf einer von grünen Feldern eingesäumten Straße

Grüne Logistik mit Transgourmet

Nach dem Prinzip „Vermeiden vor Reduzieren vor Kompensieren“ verfolgt Transgourmet die Mission Netto Null bis 2050 als Gemeinschaftsaufgabe. Auch Partner und Kunden bindet das Unternehmen aktiv ein. Unter dem Motto „Grüne Logistik“ legt Transgourmet den Fokus darauf, durch Kooperationen mit Vertragspartnern CO₂ einzusparen. So hat das Unternehmen mit seinen Kunden ein Belieferungskonzept abgestimmt, in dem angestrebt wird, Lieferstopps zu reduzieren und dadurch den Gesamtausstoß an CO₂ zu senken. Seit Oktober 2022 haben sich bereits über 550 Kunden der Initiative angeschlossen.

Zudem setzt Transgourmet auf die Antriebsumstellung der eigenen Lkw-Flotte. Bis Wasserstoff- oder E-Lkw als Alternative für den großflächigen Einsatz bereitstehen, nutzt das Unternehmen verstärkt Biogas-betriebene Lkw. Zu den heute betriebenen 55 Biogas-Lkw sollen pro Jahr 60 weitere hinzukommen. Unter anderem durch den Einsatz von Biogas konnte Transgourmet den CO₂-Ausstoß je Tonne ausgelieferter Ware in den vergangenen zehn Jahren um circa 40 Prozent reduzieren. Von 2021 bis 2026 ist mit einer weiteren Reduktion um 26 Prozent zu rechnen. Bereits heute werden alle CO₂-Emissionen der Lkw-Flotte vollständig kompensiert, indem in Kooperation mit myclimate Klimaschutzprojekte gefördert werden.

Lkw von der Firma Seifert unterwegs auf einer Autobahn

Die Seifert Logistics Group überzeugt mit einer ganzheitlich angelegten Nachhaltigkeitsstrategie

Die in Ulm beheimatete Seifert Logistics Group konnte die Jury des Eco Performance Award mit der ganzheitlich angelegten Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens überzeugen.

Das sichtbare Aushängeschild der fortlaufenden Transformation ist der nachhaltig ausgerichtete Bau der neuen Ulmer Zentrale entlang der A8. Neben technischen Innovationen in der Lagerlogistik, wie dem Drohneneinsatz für die Inventur und intelligente Lichtsteuerungssysteme, bietet die Ulmer Zentrale durch die stufenweise auf bis zu 5,5 MWp ausbaubare Photovoltaik-Anlage dem Unternehmen die Chance, bei der Umstellung des Fuhrparks auf alternative Antriebe lokal selbst erzeugte Energie zu nutzen. So können in Zukunft die insgesamt 45 Standorte der Seifert Logistics zu einem hohen Anteil mit eigenem Strom versorgt werden. Zudem arbeitet das Unternehmen an der Umsetzung einer Wasserstoffproduktion, um sich selbst auch für den Einsatz von Wasserstoff-Lkw zu befähigen. Seifert hat sich im vergangenen Jahr außerdem verbindlich dem 1,5°C-Ziel der Science Based Targets Initiative angeschlossen und befindet sich derzeit im Validierungsprozess der Anerkennung.

Im Bereich Soziales überzeugt das Unternehmen mit umfassenden Inklusivleistungen für Mitarbeitende. Dazu gehören in der Zentrale neben einem modernen Open-Space-Büro mit ergonomischen Arbeitsplätzen auch ein hauseigenes, kostenloses Fitnessstudio mit diversen Kursangeboten. Kulinarisch überzeugt im Betriebsrestaurant „Franzl“ ein in Zusammenarbeit mit Ernährungsberatern erstelltes und bezuschusstes Menüangebot.

Finalisten in der Kategorie Startups sind Grünfuchs Logistik und s2 data & algorithms

Micro-Hub, die besonders platzeffiziente Sortieranlage

Der sogenannte „micro-hub“ ermöglicht das Sortieren großer Paketmengen auf engem Raum

Das Göttinger Start-up Grünfuchs Logistik wickelt Paket-Lieferungen auf der letzten Meile nachhaltig ab und unterstützt dabei lokale Einzelhändler im Wettbewerb mit großen E-Commerce-Plattformen. Das Unternehmen verspricht seinen Kunden eine klimaneutrale Zustellung von Waren und Dienstleistungen durch den Einsatz von elektrischen Lastenfahrrädern und einem intelligenten Routenmanagement. Grünfuchs Logistik setzt dabei auf eine umfassende Digitalisierung und Automatisierung, um die Effizienz und Nachhaltigkeit ihrer Lieferungen zu maximieren. Einen Erfolgsfaktor bietet der sogenannte „micro-hub“, eine besonders platzeffiziente Sortieranlage. Sie ermöglicht es, auf engem Raum und mit sehr wenig Personal große Paketmengen zu sortieren, ideal für die urbane Logistik.

Während sich Grünfuchs einerseits in Göttingen immer stärker etabliert, soll das Konzept bereits in diesem Jahr auch auf andere deutsche Städte übertragen werden, um über lokal verankerte Gesellschaften den Einzelhandel vor Ort zu stärken.

 

Der sogenannte Masterscheduler, eine KI-gestützte Software für die Transportplanung für Verlader und Hersteller

Der Masterscheduler ist eine KI-gestützte Software für die Transportplanung

Das Grazer Start-Up s2 data & algorithms setzt bei der Transportplanung für Verlader bzw. Hersteller an und optimiert dessen In- und Outbound-Transporte ganzheitlich. Die KI-gestützte Software, der sogenannte Masterscheduler, bietet eine kombinierte Routen-, 3D-Laderaum-, Produktions- und Inventaroptimierung. Als cloudbasierte Software as a Service-Lösung ist der Masterscheduler schnell und flexibel in marktgängige Systeme integrierbar.

Die Ergebnisse zeigen: In der bisherigen Zusammenarbeit mit Kunden der Automobilindustrie kann durch die ganzheitliche Routen-, Laderaum- und Bestandsoptimierung jeder fünfte Lkw-Transport eingespart werden. So werden beispielsweise Warenflüsse über Tage hinweg auf einzelne Touren zusammengelegt und Laderäume effizienter genutzt. Die aus der Steigerung der Transportauslastung realisierten Effizienzgewinne führen dabei zu einer Einsparung von CO₂-Emissionen in Höhe von rund 20 Prozent gegenüber der Ausgangssituation.

Über den Eco Performance Award

Der Eco Performance Award für Nachhaltigkeit im gewerblichen Straßengüterverkehr wird in diesem Jahr bereits zum 15. Mal verliehen und erfreut sich eines starken Zulaufs an Bewerbungen in unterschiedlichen Kategorien. Die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Wolfgang Stölzle hat nach einem mehrstufigen Bewerbungsprozess sechs Finalisten nominiert, aus denen die Preisträger ausgewählt werden. Mit Stephan Kösling, Leiter Strategie & CEO Office, ist auch Toll Collect wieder in der Jury vertreten.

Das Bewerbungsfenster für den Eco Performance Award 2024 öffnet zum Herbst 2023.

Mehr Infos zum EPA gibt es hier.

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