Vier weiße Fuhrpark-Lkw auf einem Parkplatz
12.11.2021 | Olaf Thiel

Diese Startups beflügeln den Transportsektor

Logistik und Nutzfahrzeugindustrie sind im Umbruch. Immer mehr Startups machen mit neuen Geschäftsmodellen und Technologien auf sich aufmerksam.

Getrieben von der Leidenschaft, Mobilität neu zu gestalten, forschen und experimentieren weltweit Tausende Startups. Als Schmiede neuer Ideen und Technologien sind sie für die Nutzfahrzeug- und Logistikbranche Wettbewerb und Inspiration zugleich. Hier findet man den essenziellen Pioniergeist, der keine Mühen scheut, um neue Mobilitätsträger und innovative Geschäftsmodelle auf den Weg zu bringen. Doch nur die besten Ideen haben eine Chance. Hält eine Lösung oder Technologie dem Stresstest nicht stand, wird sie über kurz oder lang eingestellt – beispielsweise, wenn das Projekt nicht skalierbar ist oder absehbar nicht den gewünschten Erfolg bringt. Die Blog-Redaktion hat sich einige der angesagtesten Jungunternehmen angeschaut.

Onomotion: Emissionsfreie City-Logistik

In Berliner Bezirken ist es schon unterwegs: Mit dem ONO hat das Startup Onomotion ein E-Cargo-Bike entwickelt, das konventionelle Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen auf der letzten Meile ersetzen soll. Die futuristisch anmutenden Lastenräder mit einer möglichen Nutzlast von mehr als 220 Kilogramm sind mit einer Trethilfe von bis zu 25 km/h ausgestattet. Durch austauschbare Containermodule kann das Gefährt, je nach Größe und Art der Zustellung, flexibel angepasst werden. Beim Rangieren unterstützt der Rückwärtsgang mit Abstandssensoren. Unter anderem Hermes setzt bereits auf das ONO. Das Unternehmen hat in der Hauptstadt drei Mikro-Depots in zentraler Lage etabliert.

Das E-Cargo-Bike des Startups ONOMOTION ist auf einer Straße unterwegs in Berlin

Das E-Cargo-Bike des Startups ONOMOTION unterwegs in Berlin, Foto: ONOMOTION

DroidDrive: Urbane Logistik neu gedacht

Auch das Startup DroidDrive hat die letzte Meile im Fokus und den perfekten Ersatz für Lieferwagen in der Stadt: Beim „Ducktrain“ (Englisch für Entenzug) werden bis zu maximal fünf Leichtfahrzeuge zu einem intelligenten Routenzug gekoppelt. Ein einzelner „Duck“ ist einen Meter breit, 2,20 Meter lang und fährt auf der Straße, dem Radweg und sogar auf dem Bürgersteig. Am Ziel angekommen, teilt sich der elektrisch angetriebene Zug und jeder Waggon folgt einem Paketboten für die Auslieferung der Pakete.

Denkbar sind auch Essenslieferungen und Cargo-Transporte ins Umland. Erste Erprobungen auf geschlossenen Arealen laufen bereits. Das Jungunternehmen ist die nächste Gründung im Umfeld der RWTH Aachen nach Streetscooter und E.Go Mobile.

Der Ducktrain des Startups DroidDrive

Ob Cargo, Paketlieferung oder Essenslieferung: das elektrische und automatisierte Leichtfahrzeug Ducktrain ist der perfekte Ersatz für Lieferwagen in der Stadt. Foto: DroidDrive GmbH

EasyMile: Autonome Shuttle für den Güterverkehr

Mit dem TractEasy hat die junge Technologieschmiede EasyMile einen fahrerlosen Elektroschlepper für Industriestandorte, Logistikzentren und Flughäfen entwickelt. Das emissionsfreie Gefährt fährt mit einer Anhängelast von 25 Tonnen mit bis zu 25 km/h auf geschlossenen Arealen im Mischverkehr.

TractEasy ist mit einer ganzen Reihe von Sensoren wie LIDAR und Kameras ausgestattet und verfügt über ein Ortungssystem. Das ermöglicht eine sichere und zuverlässige Navigation ohne zusätzliche Infrastruktur. Im autonomen Modus wird die zuvor gelernte Route ständig mit der Ist-Situation verglichen. Erkennt das System ein Objekt seitlich oder vor dem Fahrzeug, wird je nach Entfernung die Geschwindigkeit schrittweise auf null reduziert. Befindet sich das Hindernis jedoch innerhalb eines Radius von 60 Zentimetern, kommt der TractEasy abrupt zum Stehen. Das Fahrzeug ist für den 24/7-Betrieb ausgelegt.

Der autonome Elektroschlepper TractEasy des Startups EasyMile

Der autonome Elektroschlepper TractEasy kann mit einer Anhängelast von bis zu 25 Tonnen fahren. Foto: EasyMile

Orten Electric-Trucks: Macht aus Diesel Elektro

Durch das Umrüsten dieselbetriebener Nutzfahrzeuge will das Startup Orten Electric-Trucks die Elektromobilität voranbringen. Dabei werden die Lkw je nach gewünschter Reichweite, Nutzlast und Aufbauanforderungen herstellerunabhängig angepasst. Ob Lkw, Transporter oder Sonderfahrzeug – von drei bis 18 Tonnen zulässiger Gesamtmasse wird jedes Nutzfahrzeug auf hundertprozentigen Elektroantrieb umgestellt. Hinter dem Jungunternehmen steht das traditionsreiche Familienunternehmen Orten, ein Marktführer für vielfältige und individuelle Aufbaulösungen im Bereich der Transportlogistik.

Twinner: Gamechanger im digitalen Fahrzeughandel

Das Startup Twinner aus Halle ist angetreten, die Bewertung und den Verkauf von gebrauchten Autos und Nutzfahrzeugen wie Kleintransportern, 3,5-Tonnern und perspektivisch sogar schweren Lkw zu revolutionieren. Das junge Unternehmen hat einen Scanner auf den Markt gebracht, der Fahrzeuge nicht nur aus allen möglichen Winkeln automatisch fotografiert, sondern in wenigen Minuten davon auch einen digitalen Zwilling erstellt. Mit dem „Digital Twinn“ sehen Kunden virtuell mehr, als wenn sie persönlich vor dem Wagen stehen.

Jedes Fahrzeug wird sowohl innen als auch außen, samt Unterboden, digital dokumentiert. Aus den erfassten Bildern und Messdaten sowie zusätzlichen Informationen durch Big Data entsteht ein Profil, das alle Features, Reifenprofil, Lack, Schäden und Gebrauchsspuren aufzeigt. Diese Ergebnisse lassen sich per Klick einfach in Fahrzeugbörsen oder in den Showroom der eigenen Website ausspielen. Damit sollen Sichtprüfungen, Fotografieren und Dateneingabe der Vergangenheit angehören.

Der Twinner erstellt in wenigen Minuten einen digitalen Zwilling von Fahrzeugen.

Der Twinner erstellt in wenigen Minuten einen digitalen Zwilling von Fahrzeugen. Foto: Twinner

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