Lkw-Fahrer:innen und Disponent:innen vor Lkw in Speditionsunternehmen
01.12.2020 | Olaf Thiel

Frauen in der Logistik: „Logistik ist divers“

Dass Frauen in der Logistik arbeiten, ist zurzeit alles andere als selbstverständlich. Das sollte sich laut Frauke Heistermann dringend ändern.

In nur knapp 19 Prozent der deutschen Top 100-Logistikunternehmen sitzt eine Frau in der Geschäftsführung. Eine von Ihnen ist Frauke Heistermann. Sie ist schon mit dem Studium in die Branche eingestiegen. 1999 gründet sie dann mit Partnern die Axit AG. Heute ist sie Sprecherin der Initiative „Die Wirtschaftsmacher“ und möchte mit der Kampagne „Logistikhelden“ das Image der Logistikbranche verbessern. Außerdem sitzt sie im Beirat der Bundesvereinigung Logistik.

Foto von Frauke Heistermann

Frauke Heistermann, Sprecherin der Initiative „Die Wirtschaftsmacher“ 

Der Toll Collect-Blog hat mit Frauke Heistermann über Frauen in der Logistik gesprochen.

Die Logistik hat einen Frauenanteil von 21 Prozent. Beobachten Sie Entwicklungen, die dieses Verhältnis ändern können?

Ich sehe, dass viele junge, gut ausgebildete Frauen in die Logistik gehen. Ich kann mir nur wünschen, dass sie in der Logistik bleiben und dort zielstrebig ihren Karriereweg verfolgen. Denn was ich noch nicht sehe, ist eine Veränderung beim Anteil der Frauen in den Führungspositionen. Er wird leicht mehr, aber das finde ich persönlich viel zu langsam.

Woran liegt das?

Wenn wir ernsthaft mehr Frauen in der Logistik haben wollen, müssen wir sie auch anders suchen. Ich höre ganz oft die Aussage: „Wir würden gerne mehr Frauen einstellen, aber es bewirbt sich ja keine“.

Doch dafür gibt es Lösungsansätze. Die Unternehmen müssen sich überlegen: „Wie finde ich Frauen für die Logistik?“ Da spielt die Bebilderung eine Rolle, oder es sollten vielleicht die Anforderungen anders beschrieben werden. Ich sehe da viele Möglichkeiten.

Ich gebe Ihnen ein Beispiel unserer Initiative „Die Wirtschaftsmacher“: Wir setzen ganz bewusst auch Logistikheldinnen ein: Lkw-Fahrerinnen, Staplerfahrerinnen, Managerinnen oder IT-lerinnen. Alleine schon, um in der Bildwelt zu zeigen: Da können Frauen hin, das kann durch Frauen besetzt werden.

Warum ist die Logistik ein Wirtschaftszweig, in der Frauen erfolgreich sein können. Was bietet sie?

Ich sage nicht: Frauen sind super im Bereich Marketing und Personal und Männer sind das vielleicht mehr im Ingenieurswesen und in der IT. Frauen sind genauso divers in ihren Interessen wie Männer. Und genau da liegt aus meiner Sicht der große Vorteil der Logistik. Logistik ist divers. Logistik ist extrem bunt und vielfältig in den verschiedenen Jobangeboten. Jede Frau genauso wie jeder Mann wird hier einen Job finden, der sie ausfüllt, der ihnen Spaß macht und der den natürlichen Begabungen entgegenkommt.

Was hätte denn die Logistik davon, ihre Führungs- und Fachkräfte diverser aufzustellen?

Immer wenn es divers in der Besetzung ist, dann gibt es einen viel breiteren und größeren Blickwinkel auf die aktuelle Situation. Diese unterschiedlichen Blickwinkel können die Unternehmen aus meiner Sicht nur bereichern. So haben Unternehmen die Chance, flexibler auf bestimmte Situationen einzugehen und mehr Resilienz zu haben.

Gerade heute ist das ein Punkt, bei dem wir es mit so schnellem Wandel zu tun haben. Verschiedene Blickwinkel mit einzubringen hilft, näher am Markt, näher an den Kunden und besser in der Vorausschau des Unternehmens zu sein. Das alles ist aus meiner Sicht ein Punkt von Diversität. Das zahlt sich für die Unternehmen auf jeden Fall aus, davon bin ich absolut überzeugt.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

 

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