Weißer Lkw in einer Kurve auf der Bundesstraße B 257 bei Müllenbach, im Hintergrund grüne Wiesen, Wälder und Felder
21.06.2021 | Olaf Thiel

Innovationen im Zulieferermarkt

„Der Transportprozess wird sich verändern“, sagt Ralf Merkelbach über Innovationen im Zulieferermarkt.

Der Leiter Key Account Management bei BPW Bergische Achsen sprach mit der Blogredaktion über Digitalisierung, alternative Antriebe und die letzte Meile.

Blog-Redaktion: Welche Innovationen sehen Sie im Zulieferermarkt?

Ralf Merkelbach: In den kommenden Jahren sind zwei große Themen ganz klar zu nennen. Das ist einmal die Digitalisierung über den gesamten Transport. Das zweite Thema ist die letzte Meile bzw. auch alternative Antriebe. Auch hier wird sich der Transportprozess verändern. Wir sehen schon mit der Elektrifizierung von Autos, aber auch gerade im Nutzfahrzeug- und Transportbereich, dass sich da sehr viel tut im Moment. Da investieren wir auch als BPW sehr viel. So haben wir im Bereich Elektromobilität ein elektrisch betriebenes Fahrzeug auf den Weg gebracht, das wir jetzt schon seit einigen Jahren testen.

In Berlin sind wir beispielsweise mit der Berliner Stadtreinigung oder in Wien mit Logwin unterwegs. Auch bei UPS in Köln und bei der Firma Hellma Logistik sind solche Fahrzeuge im Einsatz. Nachdem wir damit sehr viele Erfahrungen sammeln durften, gehen wir den nächsten Schritt und werden noch im 3. Quartal 2021 mit einem Partner zusammen einen voll-elektrifizierten Transporter zur Verfügung stellen.

Digitalisierung unterstützt Fahrer*innen und Transportunternehmen

Ständige Transparenz über Verbleib und Zustand der Ladung wird in vernetzten Logistikketten immer wichtiger. Trailertelematik stellt Fahrer*innen und Speditionen relevante Daten von Aufliegern in Echtzeit zur Verfügung. So bleibt nicht nur die Technik des Fahrzeuges, sondern vor allem auch die Ware im Blick. Fahrer*innen erhalten unterschiedliche Informationen über den Zustand ihrer Ware. Aber auch die Beschaffenheit des Fahrzeuges und die Ladungssicherung sind wichtige Informationen, die Fahrer*innen im Blick haben müssen.

Mit dem iGurt haben wir Anfang des Jahres ein neues Produkt auf den Markt gebracht, das wir nun auch in der Serienreife überführen konnten. Der iGurt lässt sich leicht einbauen und überwacht zuverlässig die Vorspannkräfte beim Verzurren und während der Fahrt. Per App erhalten die Fahrer*innen Informationen über abweichende Vorspannkraftverluste. So können sie sicher sein kann, dass ihre Ladung optimal gesichert ist.

Blog-Redaktion: Was waren Ihre Learnings bei der Intermodalität für die letzte Meile?

Merkelbach: Wichtig ist, dass sich nicht nur die Technik, sondern auch der Transportprozess ändern muss. Wir sind es gewohnt, dass es von einem Punkt A zu einem Punkt B geht. Vielleicht ist es in Zukunft so, dass man einen Zwischenpunkt hat. Das heißt von einem großen Hub geht es zu einem regionalen Hub und von dort in die städtischen Hubs.

Elektrisch betriebene Fahrzeuge für die letzte Meile

Die Prozesse müssen sich verändern, damit auch die Vorteile der Elektrifizierung zum Tragen kommen. Denn die Reichweite wird vorläufig immer noch ein Thema bleiben. Transporte über lange Strecken wird es noch nicht elektrifiziert geben, egal ob batteriebetrieben oder mit der Brennstoffzelle. Aber für die letzte Meile sind elektrisch betriebene Fahrzeuge eine umweltfreundliche Alternative.

Blog-Redaktion: Wie schaffen Sie es, bei den Fahrer*innen Vertrauen für neue Konzepte herzustellen?

Merkelbach: Für mich ist das eine generelle Erfahrung, wie man den Menschen Lösungen näherbringen kann. Wie lernt ein Kind einen Apfel kennen? Nicht indem es ein Bild davon sieht, sondern indem ein Kind einen Apfel in die Hand nimmt, dran riecht, mal reinbeißt. Das heißt, Fahrer*innen müssen es erleben können! Sie müssen es auf der Fahrt mitnehmen können und sagen, ‚Mensch, das ist ja gar nicht so schlecht‘.

Es gibt auf YouTube schon einige Videos, wo ein Fahrer beispielsweise den iGurt mal ausprobiert hat. Die Bedienung ist intuitiv erlernbar und am Ende sagt er dann, ‚Mensch, das war ein tolles Ding, das werde ich öfter nutzen‘. Auch die Speditionen, die wir in der Entwicklung und beim Testen dazu gewinnen konnten, waren begeistert. Die Fahrer*innen, die den iGurt eingesetzt haben, haben gesagt, ‚wir wollen das auf unseren Zügen immer haben‘. Wenn so eine Aussage direkt von den Fahrer*innen kommt, ist das das beste Lob. Denn sie sind am kritischsten, weil sie jeden Tag damit umgehen müssen.

Digitale Unterstützung macht den Fahrerberuf attraktiver

Blog-Redaktion: Welche Vorteile bringen die Innovationen den Transport- und Logistikunternehmen und welchen Mehrwert den Fahrer*innen?

Merkelbach: Ich bleibe wieder bei den Themen Elektrifizierung des Transportes und Digitalisierung. Zukünftig wird es Einfuhrbarrieren in vielen Bereichen, in vielen Städten geben, sodass man nur mit alternativen Antrieben entsprechend weiterkommt. Man wird eventuell auch in Zukunft von vielen Firmen, zum Beispiel von Verladern, nur Aufträge bekommen, wenn man diese Möglichkeiten anbieten kann.

Das zweite Thema ist die Digitalisierung. Fahrer*innen lenken nicht nur ihr Fahrzeug, sondern müssen sich auf unterschiedliche Aufgaben konzentrieren. Wenn man es mit digitaler Unterstützung schafft, ihnen bestimmte Aufgaben abzunehmen, wird der Beruf auch wieder attraktiver. Über die Telematik haben Fahrer*innen im Fahrerhaus alles im Blick. Aufbereitete Daten stellt eine App zur Verfügung. Der iGurt zum Beispiel teilt den Fahrer*innen mit, ob ihre Ladung gesichert ist. Sie müssen nicht mehr selbst auf den Trailer steigen und alles von Hand überprüfen. Disponent*innen im Hause der Spedition wissen über die Telematik sofort, in welchem Zustand die Ware ist und wie gut sie gesichert ist. So wird der gesamte Logistikprozess unterstützt, insbesondere die Fahrer*innen.

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