Die neue Online-Einbuchung geht auch über das Mautstellen-Terminal.
29.07.2022 | Olaf Thiel

Mautstellen-Terminals gehen, App und Online-Einbuchung bleiben

Wer keine On-Board Unit hat, nutzt heute alternativ die Toll Collect-App oder die Online-Einbuchung. Mautstellen-Terminals gehören der Vergangenheit an.

Als am 9. März 2003 das erste Mautstellen-Terminal im österreichischen Radfeld aufgebaut wird, stecken mobile Apps noch in den Kinderschuhen. Und Manfred Stolpe (1936 – 2019) ist Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Er ist es auch, der am 29. Dezember 2004 in der Raststätte Michendorf , kurz vor dem offiziellen Start, das erste Mautticket in Deutschland zieht.

Wer am Mautstellen-Terminal eine manuelle Buchung vornimmt, erhält einen Einbuchungsbeleg

Ein historisches Stück Papier: Der erste Einbuchungsbeleg vom 29. Dezember 2004

Mehr als 3.600 Mautstellen-Terminals beim Mautstart im Jahr 2005

Im ersten Jahr der Maut in Deutschland werden gut 30 Prozent der Mauteinnahmen über das manuelle Verfahren generiert. Das manuelle Verfahren bedeutet zu diesem Zeitpunkt: am Terminal oder online über die Website buchen.

Von Beginn an betreibt Toll Collect das einzige Mautsystem in Europa mit zwei volllastfähigen Erhebungsverfahren: automatisch und manuell. Der Großteil der Kunden nutzt zum Einbuchen der Maut seit jeher die On-Board Unit, also das automatische Verfahren. Mittlerweile werden 99 Prozent der Mauteinnahmen darüber generiert.

Doch zurück zu den Anfängen: 3.649 Terminals gibt es im Jahr 2005 in Deutschland und im angrenzenden Ausland. Die Anzahl der Buchungen an den Mautstellen-Terminals liegt bei 56.000 pro Woche. Im Laufe der Jahre wächst die Akzeptanz des automatischen Einbuchungsverfahrens, ändern sich die Anforderungen und die Maut entwickelt sich weiter. So werden im Jahr 2015 nur noch sieben Prozent der Mauteinnahmen durch das manuelle Verfahren generiert. Die Anzahl der Terminals hat sich nur unwesentlich verändert.

Das weiterentwickelte manuelle Verfahren

Im Zuge der Vorbereitungen auf die Bemautung aller Bundesstraßen wird auch das manuelle Verfahren weiterentwickelt. Die neue manuelle Einbuchung setzt sich aus drei Bestandteilen zusammen: App, Online-Buchung und Mautstellen-Terminals. Die Einführung der App sichert die Einbuchung an allen Stellen des 51.000 Kilometer langen mautpflichtigen Streckennetzes.

Die Terminals werden an den Grenzen, Häfen und wichtigen Punkten installiert. Im Jahr 2017 wird testweise das erste Mautstellen-Terminal der neuen Generation im polnischen Lagow, nahe Frankfurt(Oder), aufgestellt. Ein Jahr später gehen 1.100 neue Terminals für den Innen- und Außenbereich an 500 deutschen und 175 ausländischen Standorten an den Start. Sie können das neue manuelle Einbuchungsverfahren abbilden. Alle alten Terminals werden abgebaut.

Sinkende Buchungszahlen an Mautstellen-Terminals

Durch die zunehmende Verbreitung von Smartphones nutzen immer mehr Fahrer*innen die App. Viele Mautstellen-Terminals werden nicht mehr angesteuert und die Buchungszahlen sinken deutlich. In Abstimmung mit dem Auftraggeber baut Toll Collect im Herbst 2019 die ersten rund 600 Mautstellen-Terminals ab. Das sind alle Geräte, an denen weniger als fünf Buchungen pro Tag durchgeführt werden. Die verbleibenden knapp 500 Geräte konzentrieren sich an den Grenzen zu den Nachbarstaaten. Innerhalb Deutschlands verteilen sie sich auf wenige wichtige Verkehrsknotenpunkte. Allerdings ist der Abbau der Terminals für einen Großteil der Kunden unerheblich. Die meisten Kunden zahlen die Maut zu diesem Zeitpunkt über die On-Board Unit.

Toll Collect-App beliebte Alternative

Und dieser Trend setzt sich fort: Einerseits steigt der Anteil der Mauteinnahmen aus dem automatischen Verfahren kontinuierlich, andererseits hat sich bei der manuellen Einbuchung die App durchgesetzt.

Die neue Toll Collect-App auf dem Handy

Die Toll Collect-App ist eine beliebte Alternative zum Einbuchen der Maut, wenn man keine On-Board Unit im Fahrzeug verbaut hat.

Weil die Buchungen an den Mautstellen-Terminals weiter gesunken sind und unter drei Buchungen pro Tag fielen, wurde Ende Juni 2022 auch das letzte Gerät abgebaut.

Mit dem Abbau der Mautstellen-Terminals leistet Toll Collect auch einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz. Der Stromverbrauch sinkt und die wartungsbedingten CO2-Emissionen fallen weg. Diverse Bauteile aus den Mautterminals können an den Hersteller zurück verkauft und somit einer weiteren Nutzung zugeführt werden. Nicht benötigte Bauteile werden umweltgerecht bei einem zertifizierten Entsorgungsfachbetrieb beseitigt.

Das letzte Mautstellen-Terminal vor und nach dem Abbau

Abbau des letzten Mautstellen-Terminals im niederländischen Roermond-Maalbroek

 

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