In der virtuellen Lernfirma Wildauer Maschinen Werke (WMW) entwickeln Studierende das Nutzfahrzeug von morgen. Ausgerüstet mit GPS, neuster Sensorik oder Funktechnik werden aus Modell-Lkw Hightech-Fahrzeuge.
2017 gründete die Technische Hochschule Wildau das virtuelle Unternehmen, um Studierende praxisnah auf die reale Wirtschaft vorzubereiten. Die WMW bilden eine Lkw-Manufaktur ab, in der Student*innen verschiedener Disziplinen lernen, wie man in Unternehmen zusammenarbeitet. Dabei ist der akademische Nachwuchs für die gesamte Wertschöpfungskette zuständig.
Telematik, Maschinenbau und Co. – viele Fachrichtungen wirken mit
In der Lkw-Manufaktur der WMW werden die Prozesse eines Unternehmens aus der Automobilbranche, das Nutzfahrzeuge entwickelt, herstellt und verkauft, simuliert. Die Abläufe dienen sozusagen als roter Faden.

Aus ursprünglich als Serien-Modell im Fachhandel gekauften Lkw werden in den WMW Hightech-Lkw, Copyright: WMW TH Wildau
Anhand von Miniatur-Lkw im Maßstab 1:14 setzen die Studierenden technologische Ideen um. Angehende Telematiker*innen befassen sich mit Themen wie Bildverarbeitung und Sensorik. Künftige Wirtschaftsinformatiker*innen sind unter anderem für Datenbank-Strukturen für Fahrzeug-, Mitarbeiter- und Kundendaten zuständig. Produktions- und Steuerungssysteme für die Fertigung von Einzel- und Systemkomponenten stehen auf dem Stundenplan für Studierende der Automatisierungstechnik. Spätere Verkehrssystemtechniker*innen sind unter anderem für Navigation zuständig. Wirtschaftsingenieur*innen und Maschinenbauer*innen in spe kümmern sich um Konstruktion und Fertigung. Künftige Logistikspezialist*innen sind genauso involviert wie Betriebswirt*innen von morgen, die für Buchhaltung, Einkauf, Vertrieb und Marketing zuständig sind.
Mit dem Modell-Lkw technische Neuerungen simulieren
Und so wird aus dem Modellbaukasten Stück für Stück ein Lkw mit Motoransteuerung, Fernsteuerungselektronik, Servomotor für die Lenkung, ausgeklügelter Software, neuester Sensorik, GPS, 3D-Kamera oder Funktechnik. Drehen, Fräsen, Bohren, Bleche biegen, Gewinde schneiden – selbst Metallbearbeitungstechniken sind gefordert, um einzelne Bauteile anhand von Modellbauplänen anzufertigen. Dadurch verwandelt sich der Lkw von der Stange in ein Hightech-Fahrzeug, mit dem die Studierenden die Zukunft der Mobilität demonstrieren: autonomes Fahren, Assistenzsysteme, Elektromobilität. Die Spezialmodelle für assistiertes und kooperatives Fahren sind unter anderem in der Lage, in Echtzeit ihr Fahrzeugumfeld zu erfassen, mit anderen Verkehrsteilnehmer*innen und der Infrastruktur wie Ampelanlagen zu kommunizieren. Auch die Längs- und Querführung wurde so umgebaut, dass über entsprechende Algorithmen innovative Fahrfunktionen programmiert und simuliert werden können.

Mit einem Modell-Lkw simulieren die Studierenden technische Neuerungen und bespielen ganze Geschäftsfelder, Copyright: WMW TH Wildau
Dozenten der TH Wildau können die Lernfirma in ihre Vorlesungen einbauen und die Jahrgänge an der Wertschöpfungskette der virtuellen Marke mitwirken lassen.
Das Konzept findet bis heute großen Anklang und lockt Unternehmen aus der Region, aber auch weltweit operierende Automobilhersteller und Zulieferer. Darüber hinaus stehen die Modell-Lkw für externe Industriepartner als sogenannter „Testbed-as-a-Service“ zur Verfügung, um beispielsweise Machbarkeitsstudien mit wenig Aufwand durchzuführen. Ihre fahrtüchtigen Prototypen präsentierten die Studierenden sogar schon auf der IAA Nutzfahrzeuge 2018 und kürzlich auf dem ITS World Congress 2021.
Mehr Informationen zu den Wildauer Maschinen Werken unter: https://www.th-wildau.de/wildauer-maschinen-werke/