Ladepark deutschlandnetz
31.01.2024 | Olaf Thiel

Deutschland unter Strom: Das Schnellladenetz kommt

Lange wurde über die Frage gestritten, ob mehr E-Autos für mehr Ladepunkte sorgen würden oder ob mehr Ladesäulen die Nachfrage nach Elektromobilen steigern. Inzwischen ist das Henne-Ei-Problem gelöst. Ladesäulen schießen wie Pilze aus dem Boden. Besonders das Deutschlandnetz schließt viele Lücken im Schnellladenetz.

Kaum ein Supermarktparkplatz mehr ohne die obligatorische Ladesäule. Große deutsche Stromversorger wie EnBW spannen mit ihrem Hypernetz ein dichtes Netz über Deutschland. Und doch heißt es häufig noch immer: E-Mobilität geht nur für Eigenheimbesitzer. Und überhaupt – wo lade ich das Auto denn unterwegs? Es gibt doch noch zu wenig Ladesäulen, und wenn ich eine finde, ist sie belegt oder zugeparkt.

Die Elektromobilität in Deutschland ist weiterhin kein Selbstläufer, auch wenn sich die Verkaufszahlen im vergangenen Jahr enorm entwickelt haben. Die Verkäufe von batteriebetriebenen Pkw haben um fast ein Drittel zugelegt. Mit knapp zwei Millionen e- und Hybrid-Mobilen von über 48 Million Pkw (Stand Januar 2023, ) gibt es allerdings weiterhin viel Luft nach oben.

Im November 2023 wurden über 120.000 Pkw mit Verbrennungsmotor zugelassen, bei Benzinern war das gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 12 Prozent. Elektro-Pkw kamen nur auf knapp 45.000 Zulassungen – ein Rückgang von 22 Prozent, bei den Plug-in-Hybriden lag der Rückgang gegenüber dem Vorjahr sogar bei fast 60 Prozent.

Woran hapert es? Ist es die tief verwurzelte Reichweitenangst? Leidet die Wahrnehmung unter komplizierten Bezahlvorgängen, kaputten Säulen und langen Ladezeiten?

Mittlerweile gibt es  fast 100.000 Ladepunkte in Deutschland, die meisten davon in Bayern. Die Zahl der Tankstellen in Deutschland lag 2022 bei etwas mehr als 14.000. Aber halt: Ganz so leicht lassen sich Ladesäulen und Tankstellen nicht miteinander vergleichen, denn während man den Tankvorgang beim Verbrenner in der Regel nach wenigen Minuten abgeschlossen hat, steht ein Elektroauto etwa fünfmal so lange dort. Mindestens.

Geht man von einer durchschnittlichen Tankzeit von einer Minute pro 30 Liter aus und rechnet den Zahlvorgang mit fünf Minuten dazu, kann eine Tankstelle mit acht Zapfsäulen demnach (theoretisch) in einer Stunde 80 Verbrenner bedienen.

Ein Ladevorgang mit E-Mobil hingegen ist von vielen Faktoren abhängig, vor allem aber von der Ladeleistung. An öffentlichen Ladesäulen mit 10-22 kW betragen die Ladezeiten zwei bis vier Stunden, bei einer herkömmlichen Schnellladesäule dauert es, 50kW vorausgesetzt, 30-60 Minuten. Und da wird der Akku nur bis zu 80% geladen, um die Lebensdauer nicht zu strapazieren.

Im Idealfall kann ein Ladepunkt also in einer Stunde zwei Autos bedienen. Um auf die Kapazität einer herkömmlichen Tankstelle zu kommen, müssten demnach 40 Ladepunkte bereitstehen. So etwas lässt sich am ehesten an Autobahnen realisieren.

Genau da setzt das Deutschlandnetz des Bundes an. Das flächendeckende Schnellladenetz mit rund 8.000 Schnellladepunkten an mehr als 1.100 Standorten soll noch verbliebene „weiße Flecken“ auf der Ladelandkarte schließen. Davon sind 200 Standorte an Autobahnen und 900 in den Regionen vorgesehen.

Das Besondere daran ist aber nicht nur die Dichte, sondern die Leistung. Jeder Ladepunkt im Deutschlandnetz muss eine maximale Ladeleistung von mindestens 300 kW abgeben können. Und das bei einer Nennladeleistung von mindestens 200 kW.

Noch nicht alle E-Autos eignen sich für das Ultraschnellladen. Aber auch die Hersteller legen an Tempo zu, die Auswahl an E-Autos, die mit Hochgeschwindigkeit laden können, wächst stetig. Statt 30-60 Minuten Ladezeit kämen dann zwischen 7 und 15 Minuten zusammen. Die Standzeit pro Ladepunkt verkürzt sich also auf nur noch wenig länger im Vergleich zum Tankvorgang für einem Verbrenner. Das hört sich dann schon ganz anders an.

(Copyright Bilder: NOW GmbH)

 

Kommentare (0)