Was steckt hinter dem Begriff Gesamterfassungsquote?
20.06.2014 | Redaktion Blog

Maut-ABC: Was ist eine Gesamterfassungsquote?

Gesamterfassungsquote – oder kurz GEQ, ein Begriff wie in Stein gemeißelt und einer der wichtigsten Leistungsparameter für Toll Collect. Aber was verbirgt sich eigentlich dahinter? Für mich Zeit, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.


Meine Mission ist es, das Ganze möglichst anschaulich zu erklären. Also los! Zunächst einmal die Basics: Die Gesamterfassungsquote (GEQ) ist eine der wichtigsten Kennzahlen für die Arbeit von Toll Collect. Mit ihrer Hilfe kontrolliert das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) die Qualität des automatischen Einbuchungsverfahrens und überprüft dabei die gesamte Prozesskette von der Registrierung der Lkw über den Einbau der Fahrzeuggeräte (On-Board Unit, kurz: OBU) und die Erhebung der Maut bis hin zur Abrechnung.

Soweit klar denke ich, aber was war noch gleich das automatische Einbuchungsverfahren? Vereinfacht gesagt, erfasst das Fahrzeuggerät des Lkw im automatischen Verfahren via GPS die Position des Lkw. Die OBU erkennt die Befahrung einer mautpflichtigen Strecke, berechnet die Maut und übermittelt diese verschlüsselt über Mobilfunk an das Toll Collect-Rechenzentrum. Rund 90 % aller Mauteinnahmen kommen aus dem automatischen Verfahren.

Warum und wie wird die Gesamterfassungsquote erhoben?

Aber wozu gibt es nun die Gesamterfassungsquote? Um diese Frage beantworten zu können, erkundige ich mich in der Toll Collect-Zentrale bei den Kollegen vom Bereich Mautdaten. Ich erfahre, dass es das vertraglich festgelegte Qualitätsziel von Toll Collect ist, eine GEQ von 99 % zu erreichen. Alles was darunter liegt, wird mit Vertragsstrafen geahndet, bei einer höheren Quote winken aber auch zusätzliche Vergütungen. Toll Collect, so lerne ich, hat in den letzten beiden Jahren eine Gesamterfassungsquote von 99,9 % erreicht. Eine Zahl, die nicht nur für Toll Collect gut klingt, sondern sich auch für den Bund lohnt: Allein im letzten Jahr konnten durch die um 0,9 % höhere Gesamterfassungsquote, über 40 Millionen Euro mehr eingenommen werden.

40 Millionen! Während ich noch kurz vor mich hin träume, wird mir schon beschrieben, wie die Gesamterfassungsquote eigentlich ermittelt wird: Das Bundesamt für Güterverkehr führt mit seinen Kontrollfahrzeugen pro Jahr rund 400 Messfahrten durch. Dabei wird das gesamte Netz fünfmal abgefahren und rund 40.000 Lkw kontrolliert. Eine tiefgreifende Überprüfung, die einzig dem Zweck dient, eine statistisch repräsentative Stichprobe zu erhalten, um die Qualität der Arbeit von Toll Collect objektiv bewerten zu können.

Moment, denke ich, aber müsste für eine Gesamterfassungsquote nicht auch noch etwas berechnet werden? Und tatsächlich stellt sich heraus, dass sich die GEQ aus zwei Komponenten zusammensetzt: Der Teilquote der Eigenauslesungen und der Teilquote der Fremdauslesungen.

Berechnung der Gesamterfassungsquote

Ein Mitarbeiter von Toll Collect erklärt mir, wie das BAG die Teilquote der Eigenauslesungen ermittelt. Dafür sind im Kontrollfahrzeug ein Fahrzeuggerät und ein GPS-Empfänger verbaut. Das Fahrzeuggerät erfasst die befahrenen mautpflichtigen Abschnitte, der GPS-Empfänger sammelt kontinuierlich Positionsdaten des Kontrollfahrzeugs. Die von beiden Geräten im Kontrollfahrzeug erhobenen Daten werden vom BAG miteinander verglichen. Die Rechnung lautet dann: Zahl der vom Fahrzeuggerät erfassten Abschnitte durch die Zahl der tatsächlich befahrenen Abschnitte multipliziert mit 100. Die sich ergebende Teilquote geht zu 10 % in die GEQ ein.

Komplexer wird es für mich, als es darum geht, die Teilquote der Fremdauslesungen zu verstehen. Dafür fährt das Kontrollfahrzeug im fließenden Verkehr mit und prüft, ob die Fahrzeuggeräte der Lkws ordentlich arbeiten und die Maut korrekt bezahlt wird. Ausgelesen werden die Daten dieser Lkw von den Kontrolleuren des BAG mittels Infrarot-Technik. Man erklärt mir, dass die ausgelesenen Lkw auch als „fremde Fahrzeuge“ bezeichnet werden, daher auch der Name „Fremdauslesung“. Bei der Überprüfung geht es dabei um folgende Fragen:

Ist bei der Registrierung des Lkw alles glatt gelaufen? Wurde die Schadstoffklasse entsprechend den Angaben des Benutzers auf der OBU hinterlegt? Stimmt das Kennzeichen des Lkw mit dem auf der OBU hinterlegten überein? Hat der Einbau geklappt und wurden die Daten aus der Registrierung abermals überprüft? Funktioniert die Erhebung mit grüner LED? Wird der Streckenabschnitt von der OBU, die am automatischen Verfahren teilnimmt, also richtig erkannt? Und schließlich: Werden die Daten zur Abrechnung an die Zentrale übermittelt?

Im letzten Schritt werden die Anzahl korrekter Mauterhebungen durch die Anzahl aller Mauterhebungen dividiert und mit 100 multipliziert. Das Ergebnis ist die Teilquote der Fremdauslesungen, die zu 90 % in die Gesamterfassungsquote einfließt.

Ganz am Ende, wenn die Quote der Eigenauslesungen und die Quote der Fremdauslesungen berechnet worden sind, werden beide Quoten gewichtet und addiert – Fertig ist die Gesamterfassungsquote!

Fazit der Mission

Mir raucht etwas der Kopf. Die Rechnungen habe ich verstanden und gelernt, dass am Ende noch viel mehr hinter ein paar simplen mathematischen Formeln steckt. Der entscheidende Fakt ist wohl, dass das BAG mit der GEQ ein starkes Werkzeug an der Hand hat, die wichtigste Einnahmeart der Maut und damit die Arbeit von Toll Collect zu kontrollieren. Für mich persönlich bleiben zwei große Aha-Momente: Erstens zu sehen, dass tatsächlich die gesamte Prozesskette von der Registrierung bis zur Abrechnung kontrolliert wird. Und zweitens zu realisieren, dass ein paar Verschiebungen hinter dem Komma schon mehrere Millionen Euro mehr oder weniger für den Bund ausmachen.

Die Gesamterfassungsquote auf einen Blick:

Unsere Infografik können Sie hier herunterladen: Gesamterfassungsquote Toll Collect

Infografik Gesamterfassungsquote

Infografik: Die Gesamterfassungsquote von Toll Collect im Überblick

Quelle Titelbild: Bundesamt für Güterverkehr (BAG)

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