Wie verhält sich der Lkw-Verkehr auf Autobahnen im Wochenverlauf? Toll Collect hat die Rhythmik der Fahrbewegungen im Mautnetz analysiert.
Der aktuelle Report Mautnetz und Lkw-Verkehr beschreibt in einem Sonderthema, dass der Lkw-Verkehr auf deutschen Autobahnen einer ausgeprägten Wochenrhythmik unterliegt: Wenn Sonntagabend um 22 Uhr das Fahrverbot für Lkw endet, beginnt auf den Autobahnen die Arbeitswoche und es herrscht reger Einreiseverkehr von Ost nach West. Zum Ausklang der Arbeitswoche kehrt sich das wieder um. Da sich die gebietsfremden Mautfahrzeuge zu über 90 Prozent auf deutschen Autobahnen aufhalten, beschränkt sich die Analyse auf das Bundesautobahnnetz.
Diese Länder prägen den Lkw-Verkehr
Der starke Lkw-Verkehr auf der Ost-West-Achse Deutschlands steht im Zusammenhang mit den Herkunftsländern der Fahrzeuge. Durch die zentrale Lage innerhalb Europas ist Deutschland ein Transitland. Der Anteil ausländischer Fahrzeuge an der Gesamtfahrleistung im deutschen Mautnetz liegt bei rund 42 Prozent. Ein besonders hoher Anteil von Lkw kommt aus ost- und südost-europäischen Staaten. Polen führt die Top-Zehn-Liste der ausländischen Fahrzeuge an, gefolgt von Litauen, Tschechien und Rumänien. Der Zu- und Ablauf dieser Lkw-Flotte ist schließlich ausschlaggebend für die Wochenrhythmik in der Fahrtrichtung.
Ein Kompass zur Orientierung im Mautnetz
Um ihre Fahrtrichtungen visuell zu veranschaulichen, hat Toll Collect einen Kompass aus anonymisierten Daten des Lkw-Mautsystems geschaffen. Dieser macht die Lkw-Verkehrsströme sichtbar. Zu diesem Zweck wurde den einzelnen Autobahnabschnitten eine Himmelsrichtung zugeteilt.
Die Daten zeigen deutlich, dass die meistbefahrenen Autobahnabschnitte im Westen bzw. im Osten Deutschlands liegen. Die blauen Balken sind bei 270 Grad West und bei 90 Grad Ost am stärksten ausgeprägt. Es folgen die Fahrtrichtungen Ost-Nordost und West-Südwest sowie Nord-Süd.
Zu Arbeitswochenbeginn in Richtung Westen
Am Sonntagabend, wenn das Fahrverbot in Deutschland für Lkw ab 7,5 Tonnen Gesamtgewicht endet, beginnt für die Lkw-Fahrer*innen die Arbeitswoche. An diesem Tag ist deutlich zu erkennen, dass westliche Fahrtrichtungen dominieren. Etwa sechs Prozent der mautpflichtigen Fahrzeuge auf Autobahnen fahren Richtung Westen. Das ist überdurchschnittlich viel. Denn angenommen alle Fahrzeuge würden alle Fahrtrichtungen gleich stark befahren, läge der Wert durchschnittlich bei rund vier Prozent. Dieser Trend schwächt sich erst im Laufe des Dienstags ab.
Zum Arbeitswochenausklang in Richtung Osten
Während in der Wochenmitte östliche und westliche Fahrtrichtungen gleich stark frequentiert werden, bewegt sich ab Donnerstag eine große Lkw-Flotte in Richtung ihrer Zulassungsländer nach Osten. Der Ausreiseverkehr ist zum Arbeitswochenausklang am Samstag am stärksten ausgeprägt.
Anonymisierte Daten bieten Mehrwert für zukünftige Verkehrsplanung
Durch solche Analysen lassen sich Prognosen erstellen, die wichtig für die zukünftige Verkehrsplanung sind. Die Daten erlauben Schlussfolgerungen zu Befahrungen und volkswirtschaftlichen Entwicklungen. So können wir beispielsweise in naher Zukunft für die A12 von einer noch höheren Schwerverkehrslast ausgehen. Der Grenzübergang Frankfurt/Oder an der A12 im Osten der Bundesrepublik bestätigt mengenmäßig die wochentägliche Fahrbewegung des ein- und ausreisenden Lkw-Verkehrs. Auch die Autobahn A4 am Grenzübergang Görlitz wird im Wochenrhythmus zum Nadelöhr und unterliegt zu bestimmten Zeiten einer besonderen Schwerverkehrs-Spitzenlast. Zum Wochenanfang zählen die Abschnitte in Westrichtung und zum Wochenausklang in Ostrichtung zu den meistbefahrenen im Netz. Im Streckenverlauf führt das häufig zu Engpässen und Staus. Da der Lkw-Verkehr über die Jahre in seiner Tendenz weiterhin zunimmt, kann von einer erhöhten Störanfälligkeit im gesamten Bundesautobahn-Streckennetz ausgegangen werden.
Ausführlichere Informationen finden Sie im kompletten Report Mautnetz und Lkw-Verkehr auf www.toll-collect.de