Autobahn-Raststätte
02.06.2020 | Olaf Thiel

DocStop hilft – auch in Pandemiezeiten

DocStop hat es sich zur Aufgabe gemacht für eine gute medizinische Grundversorgung für Lkw-Fahrer zu sorgen – auch und gerade zu Zeiten der Corona-Pandemie.

 

 

Joachim Fehrenkötter, Vorsitzender Verein DocStop
Joachim Fehrenkötter, Vorsitzender Verein DocStop

Joachim Fehrenkötter ist Geschäftsführer des Familienunternehmens Fehrenkötter Transport & Logistik und gleichzeitig der Vorsitzende des Vereins DocStop. Mit der Blog-Redaktion spricht er darüber, wie DocStop hilft und was Lkw-Fahrer tun können, wenn sie krank werden.

Initiative SaniStop sorgt für Toiletten und Duschen

Blogredaktion: Herr Fehrenkötter, als Unternehmer und als DocStop-Vereinsvorsitzender haben Sie einen sehr guten Einblick in die Situation der Lkw-Fahrer derzeit. Wie ist die Situation aktuell?

Joachim Fehrenkötter: Ein großes Problem – das mich persönlich auch sehr ärgert – ist, dass Fahrern an vielen Lade- und Entladestellen der Zutritt zu Toiletten und zu Duschen verwehrt wird. Das geschieht zwar immer mit dem Hinweis auf die Gesundheitsrisiken usw. Worin diese Risiken liegen sollen, wenn jemand mal eine Toilette benutzt, ist mir aber nicht klar.

Wir haben daher als DocStop die Initiative SaniStop gegründet. Mittlerweile haben wir 150 Standorte identifiziert, wo Fahrer in Deutschland ohne Probleme die Toiletten nutzen können. Das ist eine erste Hilfe. Außerdem stellen wir gemeinsam mit dem BGL und dem Bundesverkehrsministerium an Hotspots Container mit Duschen und Toiletten auf. So ermöglichen wir Kraftfahrerinnen und Kraftfahrern das, was für uns alle hier eine Selbstverständlichkeit ist.

Blogredaktion: Und es gibt noch weitere Aktionen ihres Vereins.

Joachim Fehrenkötter: Ja, der Gründer von DocStop, Rainer Bernickel, ist im Grunde genommen fast jeden Tag unterwegs. Er verteilt Care-Pakete mit Desinfektionsmittel, Mundschutzmasken und andere kleine Giveaways. Aber im Grunde genommen geht es nicht um den Kuli oder um die Mundschutzmaske. Sondern es geht darum, zu zeigen, dass da jemand ist, der sich um die Fahrerinnen und Fahrer kümmert und dass sie nicht vergessen sind.

Wenn Symptome, dann Anruf bei DocStop

Blogredaktion: Welche drei Hygienetipps hätten Sie denn für den Lkw-Fahrer, der jeden Tag draußen unterwegs ist? Was ist das Wichtigste?

Joachim Fehrenkötter: Also für den Lkw-Fahrer gelten die gleichen Hygieneregeln wie für jeden anderen auch. Das heißt Hände waschen mehrfach am Tag, an der Lade- oder Entladestelle den Abstand wahren, den Kontakt so minimal wie möglich halten mit den Menschen vor Ort. Und natürlich Mundschutzmasken tragen.

Andersrum ist der Lkw-Fahrer ansonsten den ganzen Tag in seinem Fahrerhaus ja auch geschützt im Homeoffice unterwegs.

Blogredaktion: Fühlt sich ein Fahrer krank oder hat Zahnschmerzen, was kann er dann tun? Und wie hilft DocStop da?

Joachim Fehrenkötter: DocStop hat ein Netzwerk an Parkplätzen und Medizinern in ganz Deutschland und auch in Teilen von Europa aufgebaut. Hat der Fahrer ein Kratzen im Hals, dann ruft er entweder unsere Telefonnummer an. Wir haben eine kostenlose europaweit gültige Telefonnummer. Dort schildert er sein Leiden und bekommt einen Arzt zugewiesen und den passenden Parkplatz.

Eine andere Möglichkeit sind diverse Apps, in denen wir unterwegs sind. Da kann man seinen Standort entweder eingeben oder die App kennt den Standort. Sie schlägt den nächsten Parkplatz und den entsprechenden Arzt vor.

Die Ärzte haben sich dazu verpflichtet den Kraftfahrer zeitnah zu behandeln. Er sitzt nicht zwei, drei Stunden im Wartezimmer.

Blogredaktion:  Und das gilt auch wenn ein Lkw-Fahrer coronatypische Symptome hat. Oder gibt es da einen speziellen Weg?

Joachim Fehrenkötter: Da gilt unsere Telefonnummer genauso. Unsere Telefonhotline ist darauf eingestellt. Die Mitarbeiter geben die richtigen Hinweise. Dann bleibt nur zu hoffen, dass die Ärzte vor Ort auch entsprechend so handeln, wie man handeln sollte.

Echte Wertschätzung ist nötig

Blogredaktion: Eine abschließende Frage habe ich noch. Durch die Corona-Krise erfahren bestimmte Berufszweige einen Zuspruch, den sie bisher nicht kannten. Menschen klatschen von den Balkonen für Pflegekräfte und Lkw-Fahrer. Wie schätzen Sie diese Euphorie als Kenner der Branche ein?

Joachim Fehrenkötter: Im ersten Moment freut es natürlich, dass man eine gewisse Sichtbarkeit und Wertschätzung hat. Aber wenn ich sehe, wie viel Betriebe ihre Toiletten, Duschen, ihre Sanitäranlagen den Kraftfahrern versperren, empfinde ich das als einen ziemlichen Skandal. Ich könnte aufs Klatschen verzichten, wenn dafür gesorgt wird, dass das, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit für uns alle ist, für Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer auch gilt und dafür kämpfe ich auch.

Das gesamte Interview ist in der aktuellen Ausgabe von „Lkw-Maut – das Magazin“ erschienen.

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