23.02.2016 | Olaf Thiel

Intelligentes Parken für Berufskraftfahrer

Berufskraftfahrer stehen heute unter immensem Zeitdruck und müssen gleichzeitig die gesetzlichen Ruhepausen einhalten. Letzteres ist nicht immer einfach – auch weil auf Deutschlands Autobahnen akute Parkplatznot herrscht. Lösungen für intelligentes Parken schaffen kurzfristig Abhilfe.

So sehen die Lenk- und Ruhezeiten für Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen aus: Die Fahrer dürfen in 14 Tagen nicht mehr als 90 Stunden fahren und nicht öfter als viermal zehn Stunden täglich am Lenkrad sitzen. Außerdem darf kein Berufskraftfahrer länger als viereinhalb Stunden am Stück unterwegs sein. Und die Ruhezeit zwischen Feierabend und Weiterfahrt ist mit elf Stunden vorgegeben. Der Fahrtenschreiber im Lkw-Cockpit registriert die genauen Daten auf der Fahrerkarte, die bei Kontrollen durch das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) geprüft werden. Überschreitungen werden mit hohen Bußgeldern für Fahrer und Spediteure geahndet. Im vergangenen Jahr stellte das BAG bei 560.000 Kontrollen rund 91.000 Verstöße fest.

Wer suchet, der findet oder auch nicht

Termindruck oder Absicht? Wer Lenk- und Ruhezeiten einhalten will, braucht im rechten Moment einen Parkplatz. Aber davon gibt es nicht genug. In Deutschland gibt es nach Angaben des Bundesverbands für Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung entlang der rund 12.800 Autobahn-Kilometer 431 bewirtschaftete Rastanlagen mit Tankstellen, Motels und Restaurants sowie rund 1.550 Rastanlagen ohne Bewirtschaftung mit insgesamt rund 58.000 Parkplätzen. Dennoch fehlen infolge des rasanten Wachstums des Straßengüterverkehrs bundesweit bis zu 20.000 Stellplätze.

Abends sind die Rastanlagen an vielbefahrenen Routen meist hoffnungslos überfüllt. Lkw werden auf der Abbiegespur oder auf dem Standstreifen abgestellt. Intelligentes Parken sieht anders aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass Unfälle passieren steigt gewaltig. Die Berufskraftfahrer befinden sich in einem Teufelskreis: Entweder machen sie Pause und parken falsch, oder sie fahren weiter und überziehen die Lenkzeiten.

Intelligentes Parken dank Telematik

Die Situation verschärft sich weiter, denn der Güterverkehr auf der Straße wird nach Schätzungen des Bundesverkehrsministeriums bis zum Jahr 2030 weiter zunehmen – um 39 Prozent. Der Ausbau der Infrastruktur ist teuer und zeitaufwendig, nicht selten begleitet von Bürgerprotesten. Deshalb wird neuerdings vermehrt über die optimale Auslastung vorhandener Parkareale diskutiert.

Wie Lösungen für intelligentes Parken aussehen können, zeigt das Lkw-Parkleitsystem auf der Rastanlage Montabaur an der A 3 in Rheinland-Pfalz: Der ankommende Berufskraftfahrer gibt hier an einem mehrsprachigen Terminal die geplante Ruhezeit ein, während Lasersensoren die Länge seines Fahrzeugs messen. Dann leitet ihn die Anlage mit Lichtsignalen zu seiner Parkreihe. Geparkt wird in Kolonne, dicht hinter- und nebeneinander wie auf einer Fähre. Und so funktioniert auch die Abfahrt am nächsten Morgen: Das System hat die Lkw, die am Morgen zuerst aufbrechen, in der ersten Reihe platziert, dann folgen die Fahrer, die die Rastanlage später verlassen. So wird der Parkraum besser ausgelastet: Durch das telematisch gesteuerte Parken können doppelt so viele Lkw auf der zur Verfügung stehenden Fläche stehen.

Ebenfalls auf der A3, nämlich auf der Tank- und Rastanlage Jura-West bei Velburg in der Oberpfalz ging am vergangenen Freitag eine neue Anlage zum Kompaktparken in Betrieb. Der vorhandene Parkplatz wurde so umgebaut, dass nun bis zu drei Lkw platzsparend in einer Reihe parken können. Der Bund hat vier Millionen Euro in das Pilotprojekt investiert. „Wir wollen die Parksituation an Autobahnen für Lkw-Fahrer spürbar verbessern. Dazu zählen neben neuen Stellflächen auch digitale Parkverfahren. Diese helfen, die vorhandenen Kapazitäten effektiver zu nutzen – und das ohne aufwendige Umbauarbeiten“, sagt Dorothee Bär, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium.

Intelligentes Parken erleichtert so Lkw-Fahrern kurz- und mittelfristig die Suche. Und langfristig sparen Bund und Raststättenbetreiber eine Menge Geld. Die Baukosten für einen konventionellen Lkw-Stellplatz an der Autobahn betragen bis zu 50.000 Euro, für die Alternative in Montabaur ist der Aufwand in etwa halb so hoch – Telematik für intelligentes Parken sei Dank.

Intelligentes Parken per App

In Bayern wird auf der A9 zwischen Nürnberg und München ein Parkinformationssystem für Lkw-Fahrer errichtet. Hierfür erhalten die Rastanlagen entlang der Autobahn Einrichtungen zur Erfassung der aktuellen Lkw-Belegung. Die Informationen über freie Stellflächen stehen über Rundfunk und eine kostenfreie Smartphone App zur Verfügung.

Auch Apps wie Prepark oder Trucking Parking Europe helfen Berufskraftfahrern bei der Suche. Die registrierten User dieser virtuellen Selbsthilfegruppe für Fahrer dokumentieren auf ihren eingeschlagenen Routen die aktuelle Parksituation von Rastanlagen. Dank der Community erscheinen die Informationen dann in Echtzeit auf einer Online-Karte. Das spart Zeit und Sprit. Am grundsätzlichen Parkplatzmangel für Lkw werden die Helfer-Apps aber nichts ändern.

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