Der emissionsfreie Elektro-Lkw Volvo FH Electric fährt auf einer Autobahnausfahrt.
21.03.2022 | Olaf Thiel

Saubere Zukunft – emissionsfreier Güterverkehr mit Elektro-Lkw

Der Klimawandel ist real. Auch beim Güterverkehr besteht großer Handlungsbedarf. Schwere Elektro-Lkw sollen Abhilfe schaffen.

Ein Blick auf die Modell-Ankündigungen 2023 zeigt: Im Pkw-Bereich ist die Antriebswende bereits voll im Gange. Bei den schweren Nutzfahrzeugen hingegen sind fossile Kraftstoffe noch immer der vorherrschende Energieträger.

Dabei verursachen herkömmliche Lkw oder Sattelzugmaschinen mit drei oder zwei Achsen ab 16 Tonnen Gesamtgewicht rund 65 bis 70 Prozent der EU-weiten CO2-Emissionen schwerer Nutzfahrzeuge. Das macht sie zu einem entscheidenden Hebel bei der Erreichung der europäischen Klimaziele. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Bis 2025 müssen die Hersteller die CO2-Flottenemissionen ihrer Neufahrzeuge im Vergleich zu 2019 bzw. 2020 durchschnittlich um 15 Prozent senken, bis 2030 sogar um 30 Prozent. Die Nutzfahrzeugindustrie arbeitet bereits unter Hochdruck an emissionsfreien Antriebsalternativen, um diesen Hebel umzulegen. Die technologischen Möglichkeiten sind vielfältig: E-Highways, schnelles Megawattladen, Umstellen auf nachhaltige Kraftstoffe oder Elektro-Lkw.

Auf den Einsatzzweck des Elektro-Lkw kommt es an

So zeichnet sich bei der Mobilitätswende im Nutzfahrzeug-Bereich eine Unterscheidung in zwei Anwendungsfälle ab: Die Kurzstrecke, die vor allem den Verteilerverkehr in den Städten umfasst, und die Langstrecke, bei der es eher um den Fernverkehr auf den Autobahnen geht. Für die Kurzstrecke gibt es bereits erste Lösungen mit Elektro-Lkw und leichten E-Nutzfahrzeugen auf dem Markt. In den kommenden Jahren wird ihre Anzahl stark zunehmen, da batterieelektrische Antriebe bereits gut erprobt sind. Auf der Langstrecke sieht die Situation dagegen etwas anders aus. Hier ist das Angebot an Elektro-Nutzfahrzeugen derzeit noch nicht so weit ausgebaut, wie auf der Kurzstrecke. Der Grund: Batterien sind schwer, was sich mit zunehmender Größe immer stärker bemerkbar macht und zu einem höheren Energieverbrauch führt. Für die Langstrecke brauchen Elektro-Lkw deshalb entsprechende Lademöglichkeiten, die sie während ihrer vorgeschriebenen Pausen ansteuern und zum „Wiederauftanken“ nutzen können.

Elektro-Lkw entwächst den Kinderschuhen

Im Rennen um den Elektro-Lkw der Zukunft sind einige etablierte Hersteller ganz vorne mit dabei. Darunter Volvo, Daimler und die Volkswagentochter Traton, zu der die beiden Lkw-Hersteller MAN und Scania gehören. Die bestehenden Modelle werden heute oft als Lieferfahrzeuge, zum Beispiel für Supermärkte, oder als Müllfahrzeuge genutzt.

„Man kann die Fahrzeuge bis in den späten Abend oder am frühen Morgen einsetzen. Das ist ein ganz großer Vorteil, wenn man die Geräuschbelastung für die Städter bedenkt. Da haben die elektrischen Lkw einfach sehr großes Potenzial“, sagt Pressesprecher Manfred Nelles von Volvo Trucks.

Das Unternehmen ist einer der Marktführer für elektrische Antriebe beim Lkw und hat 2019 als eine der ersten Lkw-Marken der Welt mit der Serienproduktion begonnen. Ab Ende 2022 soll es den E-Lkw bis 40 Tonnen geben. Diese großen Sattelzugmaschinen haben eine Reichweite um die 300 Kilometer. Sie können all das, was ein Diesel-Lkw auch kann, verursachen dabei aber weniger CO2-Emissionen. Der Verkauf erster schwerer Elektro-Lkw von Volvo mit einem zulässigen Gesamtzuggewicht von 44 Tonnen in Europa läuft bereits. Die Produktion startet in der zweiten Jahreshälfte.

Ladeinfrastruktur spielt wichtige Rolle

Neben der Ausstattung von Depots und Umschlagpunkten mit Ladesäulen ist es erforderlich, ein öffentliches Schnellladenetz für E-Lkw aufzubauen. Um für die nötige Ladeinfrastruktur auf der Langstrecke zu sorgen, haben sich die genannten Lkw-Hersteller mit weiteren Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu einem Konsortium zusammengeschlossen. Die Schirmherrschaft liegt beim Verband der Automobilindustrie (VDA). Ziel des Konsortiums ist das Entstehen einer Blaupause für den flächendeckenden Ausbau von Lkw-Hochleistungsladeparks. Der Aufbau einer Ladeinfrastruktur ermöglicht es, Lkw-Batterien mit mehreren Megawatt zu laden. Dadurch können die Fahrzeuge auch Langstrecken mit kurzen Zwischenstopps problemlos zurücklegen.

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